Erzgebirgische Heimatblätter. Beilage der Obererzgebirgischen Zeitung. Nr. 6 — Sonntag, den 7. Februar 1937, S. 1

Die Fosend ist nicht nur am Rhein, sondern allüberall, besonders aber auch bei uns im Erzgebirge ein rechtes Volksfest. Alt und jung nehmen an ihr teil. Daß aber dieses heitere Fest zugleich auch in den Dienst der Arbeitsbeschaffung gestellt wird, bleibt ein Verdienst des neuen Staates, und unsere Bilder sollen dem Leser davon ein beredtes Zeugnis geben. Seit langer Zeit ist die Anfertigung dieser originellen Holzabzeichen vorbereitet, und im erzgebirgischen Spielzeugland haben sich wieder einmal tausende fleißige Hände geregt, kleine Kunstwerke zu schaffen, die von dem urwüchsigen und bodenständigen Humor unserer Erzgebirgler zeugen. Seit vier Jahren wird in Chemnitz, der Metropole des Erzgebirges, am Fastnachts-Dienstag die Fosend als ein großes Volksfest gefeiert, dessen Gesamteinnahme dem Winterhilfswerk zufließt. Und damit unterscheiden sich die Volksfeste im neuen Deutschland grundsätzlich von den früheren Festen, daß man eben ihren Reinertrag der Winterhilfe zuführt und daß man, wie in diesem Falle, armen Spielzeugmachern im Erzgebirge wieder Brot und Verdienstmöglichkeiten gibt. Wer also solch ein Abzeichen kauft, der hilft zugleich an diesem großen Werke der Arbeitsbeschaffung mit. Weit und breit wird man diese Abzeichen tragen, nicht nur in Chemnitz, wo zur Fosend Gäste aus ganz Sachsen und Gäste auch von weither erwartet werden, um teilzunehmen an echtem erzgebirgischem Frohsinn. Die ganze Stadt wird in einem seltsam schönen Schmuck stehen und den frohen Karnevalsstädten am deutschen Rhein nicht nachstehen. Seit Wochen schon werden diese Abzeichen verkauft, um für das Fest zu werben, zu werben aber auch für unser Erzgebirge, das sich ja in seiner Eigenart widerspiegeln soll in den Abzeichen, die wir hier unseren Lesern zeigen. Günthers Lieder erfahren hier eine ganz eigene Darstellung, und man könnte wohl über jedes Abzeichen einen Artikel schreiben. Betrachten wir z. B. einmal die Seiffener Plakette „Dr alle Hannelsmah“. Der Pfiff der ersten Lokomotive war das Anzeichen seines Aussterbens. Nur in den unwegsamsten Gegenden unseres Erzgebirges in den Gehöften, die weit abliegen von den großen Verkehrsstraßen, trifft man ihn heute noch an in unserem Erzgebirge, und Anton Günther hat von ihm ein wundersames Liedlein erdacht: „Dr alle Hannlsmah“ — er schildert sein ganzes Leben und Treiben, bis zum letzten Hannel der da a gieht mit‘n Sensenmah. Wieviel große und tiefe Gedanken schließt dies Liedlein ein; und an all diese Lieder Anton Günthers, an unser schönes Erzgebirge sollen wir denken, wenn wir die Abzeichen kaufen und wenn wir sie in echt erzgebirgischer Fröhlichkeit zur Fosend tragen — zur Fosend im Erzgebirge!