Von der 10jährigen Baugenossenschaft Crottendorf.

Erzgebirgische Heimatblätter. Beilage der Obererzgebirgischen Zeitung. Nr. 44 – Sonntag, den 27. Oktober 1929, S. 1 –

Was das Genossenschaftswesen auf dem Baumarkt zu erreichen vermag, hat die Gemeinnützige Baugenossenschaft in Crottendorf in 10jährigem Bestehen bewiesen. Wie wir bereits im eingehenden Bericht mitteilten, hat diese Genossenschaft das Dezennium ihrer Existenz durch einen Festabend gefeiert, an dem zahlreiche Teilnehmer aller Kreise, wie auch die Behörden dankbaren Anteil nahmen. „Immer strebe zum Ganzen, und kannst Du selber kein Ganzes werden, als dienendes Glied schließ an ein Ganzes Dich an.“ Diese Worte Schillers geben das Wesen der Gemeinnützigen Baugenossenschaft wie ein Spiegelbild wieder. Das Streben der Baugenossenschaftsmitglieder ging von jeher zum Ganzen. Das, was dem Einzelnen zu erreichen nicht möglich war, erreichte er durch Anschluß. Er wurde dienendes Glied eines großen Ganzen, das trotz mancher Rückschläge, trotz der Flut der Inflation sich zu behaupten gewußt hat und heute festgefügt dasteht, bereit im Ganzen, dem Einzelnen zu dienen.

Vorstand, Aufsichtsrat und Bauausschuss 1929

§ 1 der Genossenschaftssatzung sagt, daß Zweck der Genossenschaft ist, minderbemittelten Familien oder Personen gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen zu möglichst billigen Preisen zu beschaffen. Die Genossenschaft hat sich damit ein Ziel gesetzt, dem zu dienen Pflicht aller Bevölkerungskreise ist. Der Weg, der zu diesem Ziele führt, wird stets Pflichten und Opfer erfordern. Schaffen und Sparen bilden die Grundpfeiler jeder Baugenossenschaft. Sie sind das Fundament, auf dem erfolgreiche Arbeit geleistet werden kann. Sie waren auch Richtschnur für die Tätigkeit der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Crottendorf. Als dort 1919 die Wohnungsnot immer fühlbarer wurde, war es zwingende Pflicht der Gemeindeverwaltung Mittel und Wege zu suchen, um dieser zu steuern. Es wurde zu diesem Zwecke mit der Sächsischen Zentralstelle für Wohnungsfürsorge in Dresden in Verbindung getreten. Diese gab die Anregung zur Gründung einer Baugenossenschaft und begründete dies damit, daß nach den allgemeinen Erfahrungen die Genossenschaften wirtschaftlicher bauen und verwalten, als Gemeinden selber. Um nun festzustellen, ob die Gründung einer Baugenossenschaft das erforderliche Interesse fände, wurde am 18. September 1919 im Gasthof „Deutsches Haus“ eine gutbesuchte öffentliche Versammlung abgehalten, in der man eingehend den Genossenschaftsbau behandelte. In der sehr rege geführten Aussprache wurde nach Klärung verschiedener Zweifelsfragen einmütig die Gründung einer örtlichen Baugenossenschaft

Siedelung Schützenhausstraße. Erstes Zwölf-Familienhaus.