Posamentiermeister Viermetz, der Schöpfer der Buchholzer Waldanlagen.

Erzgebirgische Heimatblätter. Beilage der Obererzgebirgischen Zeitung. Nr. 6. — Sonntag, den 2. Februar 1930, S. 1.

Kopie
Friedrich Wilhelm Viermetz.

„Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da da droben — wohl, den Meister will ich loben …“

Dankbar tragen wir dieses Lied im Herzen, wenn wir den Wald schauen, der sich hinter unserer Stadt Buchholz in gar prächtiger Staffage auf felsiger Höhe aufbaut. Stolz und königlich erhebt der Buchholzer Wald die Fichtenhäupter und riegelt so das Tal nach Sehma und Cranzahl ab, sodaß in seinem grünen Ring das Stadtbild von Buchholz wie ein köstliches Juwel gebettet liegt. Ja, unser Heimatwald ist Schmuck der ganzen Stadt am Buchenholze und so soll es uns heute nun interessieren, im Bilde unserer „Erzgebirgischen Heimatblätter“ auch einmal den Mann kennen zu lernen, der die Waldanlagen geschaffen hat. Friedrich Wilhelm Viermetz war es, ein alter Buchholzer Bürger, ein Posamentier seines Zeichens, dem die Liebe zur Natur und der Sinn für den grünen Wald besonders tief im Herzen schlummerte. Jede freie Stunde, so heißt es von ihm, verlebte er in Gottes freier Natur und am liebsten eben dort, wo hinter dem Heimatstädtchen die Fichten grünten in weitem, weitem Wald. Ja, das war noch ein Wald zu jener Zeit, als Meister Viermetz lebte. Mächtige, starke Baumriesen standen um bemooste Felsen, bis dicht an das Weichbild der Stadt heran traten die mächtigen Fichten und Meister Viermetz hatte seine helle Freude an ihnen. Unter grünem Waldesdom, da hielt er wohl oft auch Zwiesprache mit dem großen Meister droben im Himmel, der Feld und Wald geschaffen, da hielt er Gottesdienst mit seiner Menschenseele und gewann ihn lieb, den Heimatwald, der ihm gewissermaßen so ein geheiligter Boden wurde. Nach Feierabend sah man ihn oft mit seinen Posamentiergehilfen im Walde arbeiten. Mit unermüdlichem Fleiß schuf er eine große Anzahl von den noch jetzt vorhandenen Waldanlagen und Wegen. Es wird wohl nicht mehr sehr viele Einwohner unter uns geben, die sich des Meisters Viermetz noch erinnern können. Ein Mensch von edelster Gesinnung ist er wohl gewesen. In wahrer Liebe zu Gott und zu seinem Nächsten verbrachte er seine Tage. Es wird von ihm erzählt, daß er alles, auch das letzte, was er besaß, stets gern für seine Mitmenschen gegeben hat. Eine helle Freude leuchtete aus seinen Augen dann, wenn er irgendeinen Armen wieder einmal beglückt hatte. Einem anklopfenden Handwerksburschen habe er — so erzählt man sich — seine beste Hose aus dem Schrank gegeben. Bei solcher Menschenfreundlichkeit konnte sich Viermetz natürlich keine Reichtümer sammeln. So lebte er bis in sein hohes Alter von 73 Jahren eigentlich immer in ärmlichen Verhältnissen, und doch war er reich, innerlich reich in rechter christlicher Lebensauffassung, war immer still und zufrieden und eben immer auch in einer großen Freude über seinem Heimatwald, den er über alles liebte und dessen Pflege er sich besonders angelegen sein ließ. Die Stadt Buchholz setzte diesem, ihrem verdienstvollen Bürger ein schlichtes Denkmal, das Viermetz-Denkmal, welches wir noch heute oberhalb des Schillerplatzes sehen können. Wir lesen auf dem einfachen Stein die folgenden Worte:

Stirnseite:
Friedrich Wilhelm Viermetz.
Er faßte zuerst die Idee zur Errichtung der Buchholzer Waldanlagen und legte die erste Hand an ein Werk, welches gegenwärtig Jedes für die Schönheiten der Natur empfängliches Gemüth erfreut.

Rückseite:
Dem Schöpfer der Waldanlagen, Herrn W. Viermetz, von der vierziger Gesellschaft im Jahre 1873 errichtet. Erneuert durch den Verschönerungsverein im Jahre 1912.

Rechte Seite:
Bringst Du die Natur heran,
Daß sie Jeder nützen kann,
Falsches hast Du nicht ersonnen,
Hast der Menschen Gunst gewonnen.

Linke Seite:
Die Stätte, wo ein guter Mensch geweilet,
Sie bleibt geweiht für alle Zeiten.

In diesen wenigen Sätzen ist die ganze Erinnerung eingeschlossen an einen Menschen, der Vorbild war uns allen, die wir noch Sinn und Liebe für unsere schönen Waldanlagen behalten haben, Sinn für die vielen stillen Winkel und Plätzchen, die in unserem Heimatwald zur stillen Einkehr laden. Der Sturmwind manch wetterharter Jahre hat die Wipfel des alten Stadtwaldes geschüttelt und zerzaust. Manch alter Riese ist gestürzt und lag im Waldesgrund. Gar licht ist es da geworden, wenn wir die Fichtenreihen jetzt einmal mustern, die oberhalb der Kapelle des Friedhofes am Felshang stehen. Da fragen wir uns wohl auch beängstigt, was aus dem schönen Waldbild im Hintergrund der Stadt einmal werden soll, wenn auch die letzten Fichten fallen, die, rauchkrank von der Nähe des Bahnhofes, nichts mehr zeigen von der Kraft und Stärke der alten Baumriesen, die einst in unserem Stadtwald standen. Da sollen diese Zeilen eben wie ein Mahnruf klingen: Schirmt und schützt den schönen Wald und denkt daran, mit wieviel Mühe und mit welch großer Liebe ihn Meister Viermetz gepflegt und gehegt hat! Laßt es uns ihm gleich tun, damit der Heimatwald Schmuck und Zier der Stadt am Buchenholze bleiben möge bis in blickferne Tage der Zukunft.

S. Sdl.