Illustrierte Wochenbeilage der „Obererzgebirgischen Zeitung“. Nr. 8 – Sonntag, den 16. Februar 1930, S. 1
In dem im Jahre 1815 im Verlage von Gebrüder Schumann erschienenen und von August Schumann in Zwickau verfaßten 2. Band des „Vollständigen Staats-Post- und Zeitungslexikons von Sachsen“, enthaltend eine richtige und ausführliche geographische, topographische und historische Darstellung aller Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Höfe, Gebirge, Wälder, Seen, Flüsse usw., befindet sich folgende Beschreibung über Elterlein:
„Elterlein, kleine Bergstadt im Erzgebirgischen Kreise, im Amte Grünhain mit Schlettau, 2 Stunden westlich von Annaberg gelegen. Die Stadt ist amtssässig und landtagsfähig. In den ältesten Zeiten gehörte sie den Burggrafen zu Meißen, von diesem kam sie durch Kauf nebst der ganzen Grafschaft Hartenstein, zu welcher der Ort gehörte, an die Grafen zu Schönburg, welche im Jahre 1423 vom Kaiser Sigismund mit dieser Grafschaft belehnt wurden. Im Jahre 1559 erkaufte Kurfürst August die obere Herrschaft Hartenstein nebst einem Teil der niederen und insbesondere das Amt Crottendorf nebst Scheibenberg und Deutsch-Wiesenthal von George Hugo und Wolf, Herren von Schönburg, für 146.300 meiß. Gulden, wodurch auch Elterlein an das Kurhaus fiel, darauf dem Amte Grünhain einverleibt wurde und am 2. August 1577 von dem Kurfürsten August eine Bestätigung aller seiner vorigen Freiheiten und Bürgerrechte erhielt. Elterlein mochte schon vor dem vormaligen Burggrafen von Meißen und auch nach der Zeit von den Herren v. Schönburg manche Privilegio erhalten haben, welche aber im Jahre 1481, wo es ganz abbrannte, verloren gingen. Der damalige Herr von Schönburg Ernst erneuerte diese Privilegien der Stadt und im Jahre 1483 konfirmierte solche der Kurfürst Ernst und dessen Bruder Albrecht; die Herren von Schönburg Wolf und Ernst erneuerten solche abermals im Jahre 1489. – Zunft- und Innungsartikel hatten die Herren von Schönburg der Stadt schon in den Jahren 1544 erteilt, und als der Kurfürst August im Jahre 1559 die obere Grafschaft Hartenstein an sich brachte, so bestätigte er auch diese Innungsartikel im Jahre 1577 (s. Erzgebirg.-Bote, 1809, S. 323, wo die Urkunden abgedruckt sind). Ihren Namen erhielt die Stadt von der Nürnberger Patrizierfamilie derer von Elterlein, die des Bergbaues wegen hier sich zu Anfange des 15. Jahrhunderts niederließ und zum Aufkommen des Ortes viel beitrug. Man vermutet, daß Elterlein auch der Geburtsort der Barbara Uttmann, der Erfinderin des Spitzenklöppelns, sei (siehe die Artikel: Annaberg, Amt Schwarzenberg). Oesfeld nennt den Ort auch Aelterlein und Altärlein; ersteren Namen leitet er von der älteren Form, den 2. von einem vormals daselbst gestandenen Altar ab. – Im Jahre 1732 wurde Elterlein durch die Kroaten geplündert und ein großer Teil der Einwohner getötet und ver… In den Jahren 1662, 1667 und 1702 litt es viel durch Brand.
Die Stadt hatte im Jahre 1697 mit Ausschluß öffentlicher Gebäude 146 Häuser, 146 angesessene und 19 unangesessene Einwohner, in allem 534 erwachsene Einwohner. Im Jahre 1779 lebten hier 284 Familien von 687 Seelen über 10 Jahre; im Jahre 1789 hatte die Stadt 151 bewohnte Häuser und 14 Brandstellen; die Einwohnerzahl betrug 590 über 10 Jahre. Im Jahre 1801 waren hier mit Ausschluß der 5 Brünlasgüter 164 Häuser mit 1159 Einwohner; im Jahre 1804 zählte man 170 Häuser gegen 1200 Einwohner.
Elterlein hat vormals, da es noch zu Schönburg gehörte, ein eigenes Bergamt gehabt, welches aber nach Erbauung Scheibenbergs nach Scheibenberg verlegt wurde, wo es auch geblieben ist. Man findet in der hiesigen Gegend außer der Magnesia einen guten Porzellanton; roten, braunen, gelben Ocker, auch Stücke vom feinsten Achat. Wie fast in den meisten der obererzgebirgischen Städte treibt man auch hier Landwirtschaft, Bergbau, Klöppelei und Spitzenhandel. Unter den 70 hier lebenden Handwerkern befinden sich auch 16 Nagelschmiede. Im Jahre 1801 wurden hier z. B. 2320 Stücke Spitzen gefertigt und durch die Spitzenherren abgesetzt. Im Jahre 1697 befanden sich hier: 5 Handelsleute, 10 Bäcker und 33 andere Handwerker; sie besaßen 22 Ochsen, 27 Pferde, 220 Kühe, 14 Schafe und 288 Scheffel Sommer- und Winteraussaat. Die Häuser waren mit 2891, die liegenden Gründe mit nur 116 Schocken belegt. Man braute damals jährlich 356 Faß Bier, und die Hauptnahrung bestand im Spitzengewerbe. Im Jahre 1779 hatten die Einwohner 251 Kühe und 68 Schafe. Zur Stadt gehören 3 Mühlen mit 4 Gängen am Schwarzbache sowie ein Zainhammer im Tale unter Elterlein. An der Stadt nach Geyer, ½ Stunde von der Stadt, befindet sich ein Teich, der seiner Größe wegen insgemein der große Teich genannt wird und zu Ende des 16. Jahrhunderts von den Herren Georg und Wolf von Elterlein zur Förderung einer Kunst auf der Sankt Lorenz-Zeche mit vielen Kosten erbaut wurde; er gehört jetzt dem Besitzer des Zainhammers. Es werden zu Elterlein auch zwei Märkte gehalten, von denen der erste auf den Montag nach Mariä Heimsuchung, der andre auf den Montag nach Mariä Geburt fällt. Dem Rate zu Elterlein stehen bloß die Erbgerichte zu. An der hiesigen Pfarrkirche, die unter die Inspection Annaberg gehört, ist ein Pastor; an der Schule sind ein Rektor und ein Kantor angestellt. Die Kollatur hat das Ober-Konsistorium.
In den Umgebungen des Orts sind ein Ziegelofen am Wege nach Scheibenberg, die Papiermühle Burgstädtel und im Walde der Schatzenstein zu bemerken. In der Gegend wird auch Eisenstein gebrochen. Literatur: 1) M. Freiberg Abhandl. von gelehrten Elterleinern. 4. Dresden 1739. 2) Natürliche Seltenheiten um die Gegend elterleins (in Grundigs Natur- und Kunstgeschichte. II. S. 97 – 108.“