Von Paul Golz jr., Annaberg
Erzgebirgische Heimatblätter. Beilage der Obererzgebirgischen Zeitung. Nr. 8. – Sonntag, den 16. Februar 1930, S. 1.

Gottlob Schubert, Karl Weigert, Christian Ullmann;
(untere Reihe von links nach rechts, sitzend): Heinrich Reichel, Steiger August Golz (letzter Obersteiger a. D.), Reinhard Hildebrandt, Lobegott Pollmer.
Ein großer Teil der Leser wird sich wahrscheinlich gern der Zeit erinnern, da der Bergbau in unserer engeren Heimat mehr oder weniger noch betrieben wurde. Unter bescheidensten Verhältnissen erfüllten damals einfache schlichte Männer im strengen Gottvertrauen getreulich ihre schwere Pflicht. Infolge Erschließung neuer, weit ergiebigerer Silbergruben außerhalb der Grenzen Deutschlands bezw. in anderen Erdteilen zeigte sich jedoch immer deutlicher, daß der heimische Bergbau nach und nach seinem Ende zugehen mußte, da die Förderung nicht mehr lohnte. So kam es, daß u. a. auch in Frohnau im Jahre 1892 seitens der zuständigen Bergbehörde die Einstellung des Silberbaues verfügt wurde. Der liebgewonnene, wenngleich harte Beruf, mußte aufgegeben und neue Erwerbsmöglichkeit gefunden werden. Ein neuer Zeitabschnitt begann. Als ein letztes sichtbares Zeichen, an den Frohnauer Bergbau erinnernd, überlieferten uns die wenigen noch überlebenden Bergveteranen eine Gruppenaufnahme, aus dem Jahre 1894 stammend. Ihre Namen sind folgende: (obere Reihe von links nach rechts, stehend): Gottlob Schubert, Karl Weigert, Christian Ullmann, (untere Reihe von links nach rechts, sitzend): Heinrich Reichel, Steiger August Golz (letzter Obersteiger a. D.), Reinhard Hildebrandt, Lobegott Pollmer. Längst schon hat sie der unerbittliche Tod von uns gerissen und nur hie und da noch geben kleine Berghalden Kunde von ihrem einstigen Schaffen. Einen eifrigen Förderer der Tradition fand Frohnau später in seinem Traugott Pollmer, der zwar selbst nicht Bergmann war, so doch mit großem Interesse am Bergwesen hing. Auch er ist inzwischen den letzten Weg gegangen. Wie lange noch, und man wird in der schnelllebigen Zeit vom einstigen Wirken unserer Vorfahren leider nicht viel mehr hören.
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Einer der wackeren Bergleute Frohnaus, der auch hier im Bilde wiedergegebene letzte Obersteiger Golz, ist übrigens zum Wahrzeichen der „Obererzgebirgischen Zeitung“ geworden, die in ihren Plakaten und Klichees den Genannten in ihrem Bilde führt und stolz darauf ist, damit dauernd auf die Bergmannsvergangenheit unserer Gebirgsheimat hinzuweisen und dadurch gleichzeitig zu bedeuten, daß wir im industriellen Erzgebirge, das sich dereinst den Weltmarkt eroberte, nicht der Zeiten vergessen sollen, da durch den Bergbau der Grund zur Borten- und Posamenten-Industrie und damit zu manchen anderen Zweigen neuzeitlicher industrieller Betriebe gelegt wurde. Der Bergsegen brachte seinerzeit einen großen Kleiderluxus bei Frauen und Männern mit sich, der naturgemäß auch das Aufblühen des Gewerbes zur Folge hatte, durch welches bei der damaligen Tracht Gold- und Silberborten, dann Spitzen usw. benötigt wurden, die man im Erzgebirge herstellte. Auch die Uniformen der Bergleute trugen mancherlei Schmuck, der der heimischen Arbeit zugute kam. Aus den verhältnismäßig primitiven gewerblichen Betrieben, bei denen man noch an den alten Laden und Stühlen saß, erstand dann nach und nach die Vervollkommnung der technischen Hilfsmittel, das Großgewerbe und allmählich die Industrie. Mit Staunen und Bewunderung verweilen wir stets gern vor den alten Bildern aus jener Zeit und vor denen, auf welchen uns als Träger der Vergangenheit des Erzgebirges unsere wackeren Bergmänner von einst grüßen. Und ebenso erfreuen wir uns stets aufs neue heute noch der Bergmannsaufzüge, die bei festlichen Veranstaltungen unserer Tage häufig stattfinden. Bei den getreuen Uniformen von einst erblicken wir in ihnen auch die schöne Sitte der Erzgebirgler, am Alten gern zu hängen, ihm die Treue zu wahren. In unserer Zeit, die so pietätlos vielfach das Einstige vergißt und in Trümmer schlägt, ist derartiger Brauch doppelt wertvoll für unser Volk. Auch manche trefflichen alten Sprüche erinnern uns hier und da an die Bergmannszeit unserer Heimat, kernig, naiv und humorvoll.
In Frohnau wurde der Bergbau 1432 (?!) aufgenommen; bald darauf erfolgte bekanntlich die Errichtung des Hammerwerkes. An die Bergbautätigkeit erinnert noch eine große Anzahl von Stollennamen: Bierschnabel-Stollen, Malwinen-Stollen, König-David-Stollen, Höhere Staude u. a. m. Der Bergbau in Frohnau hielt sich Jahrhunderte und kam erst ziemlich spät zum Erliegen. Geschürft wurde nach Erzen, und besonders nach Silber. Mit letzterem hängt ja auch die Sage von dem bekannten Bergmann zusammen, der auf Grund einer Erscheinung unter einer Fichte am Kätchenstein nach Silber grub und solches dort fand. Die Darstellung dieser Sage bildete dann die Grundlage zu dem Ortswappen von Frohnau, das, wie gemeldet, im Gemeindeparlamentssaal, ausgeführt in kunstvoller Schnitzarbeit, hängt und von der Familie Lorenz (Frohnauer Hammer) gestiftet wurde. Es wird künftige Geschlechter immer wieder an die Vergangenheit Frohnaus erinnern, das übrigens eines der ältesten Dörfer des oberen Erzgebirges ist, älter auch als die Stadt Annaberg.
Eng verbunden mit der Geschichte des Frohnauer Bergbaues ist, wie schon erwähnt, auch diejenige des Frohnauer Hammers, über die an dieser Stelle schon wiederholt eingehend berichtet wurde, und heute noch erinnern zahlreiche Gegenstände dort an den Bergsegen von anno dazumal.