Erzgebirgische Heimatblätter. Beilage der Obererzgebirgischen Zeitung. Nr. 42. — Sonntag, den 12. Oktober 1930, S. 2.
Ein lustiges Völklein entstieg am Sonntag, den 28. September 1930, bei herrlichem Wetter und fast sommerlichem Sonnenschein in Cranzahl dem Zuge, um durch die schönen Waldungen des Fichtelberggebietes unter der bewährten Führung des Herrn Studienrat Rudolf Schmidt, Leipzig, dem Berghause auf dem Fichtelberge zuzustreben. Es waren Mitglieder und Freunde des EZV Leipzig, darunter viele Damen und außerdem eine Anzahl lieber Freunde aus anderen Zweigvereinen. Bald nach dem Eintreffen im Berghause entwickelte sich eine frohe Stimmung, nicht zuletzt dank der vorzüglichen Speisen und Getränke, dargeboten vom Bergwirt Soyka. Ein herzliches, vielstimmiges Glückauf erfüllte die dichtbesetzte Leipziger Ecke, als der Bergwirt Soyka in einer warmempfundenen Ansprache bekannt gab, daß unser verehrter Herr Schmidt heute zum 75. Male den Fichtelberg, Sachsens höchsten Berggipfel, erstiegen habe. Auf 19 verschiedenen Wanderwegen sei er im Laufe der Jahre immer wieder und wieder emporgestiegen, um sich an dem weiten Ausblick über die heimatlichen grünen Gefilde zu erfreuen, aber nicht nur das, mehr noch, um uns, seinen treuen Wandergenossen, die Schönheiten von Wald und Flur zu erschließen, wenn das herrliche Buch der Natur aufgeschlagen vor uns liegt. So fand Herr Studienrat Enge, als er im Namen der Anwesenden den bewährten Führer feierte und ihm den Dank für seine nie ermüdende Tätigkeit im Dienste des Vereins aussprach, vollsten Beifall. Fröhliche Lieder, auch solche in erzgebirgischer Mundart gesungen, erweckten echte Heimatstimmung. Als aber dann in vorgerückter Stunde zu einem festlichem Umzug durch alle Gasträume und über den nebelumflorten Vorplatz des Hauses angetreten wurde, da erreichte das Barometer der freudigen Stimmung seinen Höchststand. Leider nur zu rasch vergingen die von Heimatliebe und von Freude an der Natur getragenen frohen Stunden und auch der Schlaf forderte sein Recht. So trennte man sich in mitternächtiger Stunde in freudigster Stimmung, stand uns doch für den folgenden Tag eine ganz besonders schöne Wanderung hinüber ins grüne Böhmerland und ins liebe Egertal bevor!