Zum Fest der heiligen drei Könige

Erzgebirgische Heimatblätter. Beilage der Obererzgebirgischen Zeitung. Nr. 2. — Sonntag, den 5. Januar 1930, S. 1

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Krippenszene

Kaum hat das neue Jahr seinen Anfang genommen, so kam auch wieder schon der erste Sonntag der neuen Zeit und anschließend an ihn diesmal der 6. Januar, der Epiphaniastag. An ihm begeht man vielerorts das Fest der heiligen drei Könige, die durch den wundersamen Stern geführt, auszogen, um dem Christuskindlein zu huldigen. Keine andere Legende der christlichen Religionsgeschichte hat einen so starken Widerhall in der bildenden Kunst gefunden, als die Anbetung der heiligen drei Könige. Die Gemälde von Botticelli, Ghirlandajo und Leonardo da Vinci sind die berühmtesten dieser Art. Von Bildern deutscher und niederländischer Künstler sind das Kölner Dom-Bild von Stephan Lochner, ein Gemälde von Rogier van der Weyden und ein Bild von Albrecht Dürer hervorzuheben. Von Rubens gibt es allein drei Gemälde, die die Anbetung der drei Könige zum Vorwurf haben.

Auch unser Bild, das diesen Artikel begleitet, führt die Anbetung der heiligen drei Könige in künstlerisch herrlicher Weise vor Augen.

Für die katholische Kirche ist das Drei-Königs-Fest ein hoher Feiertag, während die protestantische Kirche an diesem Feste allein der Heidenmission gedenkt.

Der Epiphaniastag hat, wie viele Kirchentage, mancherlei Sitten und Gebräuche hervorgerufen. U. a. wird in Frankreich wie in den Niederlanden am Dreikönigstage das Bohnenfest gefeiert. So glanzvolle Feste wie am französischen Königshofe werden allerdings jetzt nicht mehr abgehalten. Denn das Bohnenfest geht in Freundes- und Verwandtenkreisen von Jahr zu Jahr wechselnd herum. Wenn am Nachmittag alle Familienmitglieder und Gäste versammelt sind, erhebt sich der Hausherr und teilt den auf dem Tische stehenden Kuchen in kleine Stücke. In den Kuchen, der je nach den Landesteilen die verschiedenste Form hat, ist auch eine Bohne eingebacken. Wer diese Bohne in seinem Stück findet, der ist Bohnenkönig oder Bohnenkönigin. Ist ein junges Mädchen die Finderin, so hat sie das Recht, sich einen Bohnenkönig hinzuzuwählen. Bohnenkönig und Bohnenkönigin sind dann die Herrscher des Festes. Dabei darf es auch nicht an Flüssigkeiten fehlen. Erhebt der Bohnenkönig sein Glas, so schreit alles im Kreise: „Le roi boit“ (der König trinkt), und nun trinken alle mit. Daher heißt das Fest auch das Fest „Le roi boit“. Es wurde übrigens in früheren Zeiten auch in Deutschland gefeiert; vereinzelt geschieht dieses wohl auch jetzt noch. Diese Festlichkeit ist wahrscheinlich auf die Bohnenfeste zurückzuführen, die bei den alten Griechen und Römern gefeiert wurden. Bohnen waren bei beiden Völkern eine sehr beliebte Speise, und so wurden den Göttern in jedem Jahre Dankopfer für die Bohnenernte dargebracht. In Athen war es bei den Großen und Reichen Brauch, den Armen am Tage des Bohnenfestes Bohnen zu schenken. Die Vergnügungen bei diesem Fest sind übrigens von Malern öfter dargestellt worden, besonders von niederländischen. Im französischen Revolutionskalender war der Dreikönigstag gänzlich beseitigt. An dessen Stelle hatte man das Fest der „Sans-Culottes“ gesetzt. Solange dieser Revolutionstag bestand, war es sogar den Bäckern in Frankreich verboten, ihre Kuchen als Dreikönigs-Kuchen anzupreisen

Nach dem Vorgange der Basilidianer feierte man seit Ende des 3. Jahrhunderts in Aegypten und anderwärts in der orientalischen Kirche den 6. Januar als Tauffest, später auch als Geburtsfest Jesu. Als späterhin übereinstimmend mit der römischen Kirche auch die griechische das Geburtsfest Jesu auf den 25. Dezember festgesetzt hatte, ward das Epiphaniasfest bald zur Erinnerung an die Stimme, welche die Würde Jesu vom Himmel herab verkündet hatte, bald als dessen Tauffest beibehalten. Im Abendlande brachte man das Fest mit der Ankunft der „Weisen“ aus dem Morgenlande in Bethlehem in Verbindung und deutete nun dessen Namen auf die Offenbarung Christi als Erlöser der Heidenwelt. Als nächstes nach dem Neujahrsfeste heißt es oft auch Hohes Neujahr und wegen des an demselben gebräuchlichen Tartes Fest der heiligen drei Könige.