Sachsens Regierungsvertreter besichtigen die Hochwasserschäden.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt. Nr. 3 / 125. Jahrgang. 17. Januar 1932. S. 8.

Die elementare Gewalt des Wassers hat vom 3. bis 5. Januar in allen talgelegenen Orten unserer Heimat schwerste Schäden angerichtet, die im Bezirk mit über 200.000 RM beziffert werden. Am schwersten betroffen wurde Geyer, wo durch den Ausbruch des Hüttenstollens schlimmste Verwüstungen eintraten.

Das Präsidium des Landtages, mit Präsident Weckel an der Spitze, besuchte am 8. Januar unter Führung von Amtshauptmann Freiherr von Wirsing, Königswalde, Wiesenbad, Wiesa, Tannenberg und besichtigte dann eingehend die Schäden in Geyer, deren Ausmaß Bürgermeister Dr. Haase-Geyer erläuterte. Die vom T. A. W.-Photodienst aufgenommene Gruppe zeigt die Landtags-Kommission an der Ausbruchsstelle des Hüttenstollens in Geyer. Wir sehen links:

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Sachsens Landtagspräsidium

Landtagsabgeordneten Lasse, Landtagspräsident Weckel, hinter ihm Oberbezirksstraßenmeister Volcke, dritter von rechts Landtagsdirektor Jacobi, Amtshauptmann Freiherr von Wirsing, Bürgermeister Dr. Haase-Geyer.

Eine Inspektionsreise am 9. Januar führte auch Innenminister Dr. Richter nach Geyer. Wir hoffen, daß der Augenschein alle Regierungsvertreter überzeugt hat, daß in Geyer und auch in verschiedenen anderen Orten, die besonders schwer gelitten haben, durchgreifende Hilfe notwendig ist, und die Eingaben der Parteien an den Landtag auch unter dem Gesichtspunkte eines raschen Eingreifens behandelt werden.

Die folgende Bildreihe führt uns nach Steinbach. Eine Aufnahme von Photograph Krause-Steinbach zeigt die reißende Flut der Preßnitz. Selbst in dem so hoch gelegenen Kühnhaide war der Grenzbach, die schwarze Pockau, über die Ufer getreten und bedrohte die Grenzbrücke. Das Sägewerk Agsten lag mit seinen Stapeln von Brettern und Bauholz gleichsam in einem großen See. Im Hintergrunde dieses Bildes ist ein Teil von Kienhaid (Tschech-Slowakei) sichtbar. –

Drei besonders interessante Aufnahmen von Wiesa (Photos Kurt Rüger-Wiesa) lassen erkennen, in welch schwerer Bedrängnis viele Bewohner waren, deren Wohnungen vollständig vom Wasser umspült wurden. Die Umgebung der oberen Brücke (1. Bild von links) an dem nach Schönfeld zu gelegenen Ortsausgange hatte den ersten Ansturm der anbrausenden Zschopau auszuhalten. Die Oelmühle (Mitte) sah aus, als ob sie am See gelegen ist, und auch im Niederdorfe (Bild rechts) waren weite Strecken überflutet. Einen traurigen Anblick bieten die aus den Wassern ragenden Bäume eines Obstgartens. In Wiesa versagte bekanntlich auch die Lichtversorgung, so daß zu den Schrecken des Wassers die Ungewißheit des Dunkels trat. Auf dem letzten Bilde (Photo H. Lorenz-Neundorf) sehen wir das zerstörte Eltwerk Wiesa. Am Hange im Hintergrunde fließt die Zschopau. Das ganze Gelände bis zum Gebäude war überschwemmt. –

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Das Hochwasser in Wiesa.
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Wiesa, Eltwerk

Dem gut organisierten Warnungsdienst und der aufopfernden Tätigkeit der Feuerwehren und Sanitätsmannschaften, die sich für die Freihaltung der Brücken einsetzten, ist es zu danken, daß noch größerer Schaden verhütet wurde.