Ein Kapitel aus dem im Verlag von Wolfgang Heß-Dresden erscheinenden Buch “Das Erzgebirge, Landschaft und Menschen” von Dr. Siegfried Sieber-Aue.
Erzgebirgische Heimatblätter. Beilage der Obererzgebirgischen Zeitung. Nr. 43. – Sonntag, den 20. Oktober 1929. S. 2.
Berge stellt das Erzgebirge heraus als Warten und Wetterfahnen, als Rainsteine der Staaten und Quellburgen der Flüsse, als Futterplätze für Wild und Gevögel, als Schatzhüter der Bergwerke, Lust- und Tanzplätze jugendfrischer Wanderer. Berge zacken über den Kamm, plustern sich auf runden langwelligen Rücken, stülpen sich auf ruhige Hochflächen. Die schönsten Berge förderte, einem Bergmann vergleichbar, der Basalt als schwarze Halden aus seinen glühenden Schächten zutage. Säumt da der Sattelberg das Erzgebirge gegen den Elbsandstein. Wie ein Hutmann seine Kaue, so bewacht dieser Basaltkegel Reste des Quadersandsteins, von dem andere Spuren noch weiter ins Erzgebirge herüber nachweisbar sind. Kecker türmt der Geising seinen buschbedeckten, heckenumspielten Klotz, und sein ärmliches Türmchen stakst wie ein Fabrikschlot aus dem Bergwald hervor, um den Ausschauhaltenden die Elbtallandschaft, das tiefgefurchte Müglitztal oder die Gneisfelder und Porphyrwälder zwischen Altenberg und Dippoldiswalde zu Füßen zu legen. Ruhig rundet sich der hübsche Hut des Luchberges. Wie ähnelt seine Waldkuppe den Rhönbergen! Unruhiger formt der Wilisch seinen Pantoffel. Die doppelt gekrönte Strobnitz, eine herrliche nach Böhmen hinausragende Bastei, hat ihre 835 Meter hohe Halde mit einem Basaltgang gestützt. Schau von ihr hin übers Egertal! Drüben stehen noch die Recken, die ebenfalls basaltischen Berge des Böhmischen Mittelgebirges. O, welch wundersamer Blick auf Teplitz und die weite Fruchtebene! Auf den niederrauschenden Waldhang des Erzgebirges! Oder klimme im dichten Gehölz zum waldseligen Jagdschloß Lichtenwald bei Fleyth in Böhmen! Auch hier baute Basalt und überdeckte mit seiner Lava äußerste Vorposten des Quadersandsteins.
Aus dem Ahornberg bei Deutscheinsiedel stößt ein Basaltgang sich grobschächtig heraus. Der Steindlberg bei Brandau ließ Brocken seiner erkalteten Lava von den Schollen der Eiszeit ins Olbernhauer Becken verfrachten. Die schönste Quellgruppe allerdings enthält der Hirtstein bei Satzung. Sein Nephelinbasalt gliederte sechsseitige Säulen fein und fast regelmäßig wagerecht wie Treppenstufen oder in kühner Biegung aus der Tiefe strahlend. Und wer vom hübschen neuen Unterkunftshaus umherblickt, siegt aus dem Waldland zwischen Satzung und Preßnitz den putzigen Buckel des basaltischen Haßberges sich krümmen. Hier drängen sich die Basaltkuppen. Drei Spitzberge reihen sich hinüber nach Schmiedeberg, der große, ein abgestumpfter Kegel, die kleinen geschmückt mit Klingsteinsäulen. Auch im Keilberg, dem höchsten Gipfel des Erzgebirges, ward 1915 eine Basalteinspritzung entdeckt. Sie hat vielleicht durch ihre Härte die Verwitterung des Keilberges hinangehalten. Der moorumgürtete Gottesgaber Spitzberg, die Steinhöhe bei Platten, der Pleßberg, grasnarbig im Sommer, glasglatt im Winter, 400 Meter steil ins Wistritztal abstürzend, ziehen nach Westen zu dem Steilabfall des Gebirges parallel, die Basaltlinie weiter. Um 1500 stand ein gewaltiger Ahorn auf dem Pleßberg, dann zierte ihn ein Holzkreuz; seit 1895 stelzt ein Turm droben. Denn die Aussicht ins Böhmerland und über den Gebirgskamm ist herrlich.
Anders als die bisher erwähnten, unmittelbar aus der Tiefe gequollenen Basaltberge sind die drei schwarzen Katafalke Pöhlberg, Bärenstein, Scheibenberg entstanden. Alle drei ragten ehedem völlig kahl auf. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie vom Faltenwurf des Waldes verhüllt. Mit ihren Türmen und Steinbrüchen einander zum Verwechseln ähnlich, sind sie Endtropfen von mächtigen Lavaströmen, die weiter südlich, vielleicht bei Oberwiesenthal, entsprungen und dann verwittert sind, so daß nur der härteste erste Auswurf stehen blieb. Zu seltsamen Säulen erkaltete auch hier die Lava. Die berühmten “Orgelpfeifen” des Scheibenberges erreichen 20 Meter Höhe und 3 Meter Durchmesser. Stolzester der drei Brüder ist der Pöhlberg. Denn Annaberg liegt zu seinen Füßen. Parkwege und Sportbahnen umspielen ihn. Weit schwimmt der Blick zum Keilberg oder gen Augustusburg, nach den Zinken des Greifensteines oder dem spitzen Kapellchen des Kupferhübels. Bärenstein und Scheibenberg dagegen locken des Wanderers Auge in die Waldwonne des Fichtelberges.